Text & Dichtung

"Lippenstift & Notfalltropfen"

Ein Handtaschenbuch

Gabriele Buch, Gabriele Folz-Friedl, Barbara Holpfer, Brita Kerbl-Aschermann, Sonja Kohlbacher, Angelica Löwe, Roswitha Schmit, Gerda Sengstbratl, Irene Wondratsch

Mit einem Vorwort von Petra Ganglbauer und Handtaschen-Fotos von Heidi Czipin, kommentiert von Birgit Schwaner

Oktober Verlag, Münster 2008
176 Seiten mit Fotos von Heidi Czipin
€ 14,-
ISBN: 978-3-9385-6861-3

Inhalt

Neun österreichische Autorinnen haben sich auf ein spannendes Unterfangen eingelassen: Sie literarisieren den Inhalt einer Damenhandtasche. Das ist durchaus eine Herausforderung, wenn man bedenkt, dass vieles, auf das Frauen beim ebenso unausweichlichen wie täglichen Kramen in ihren Handtaschen stoßen, viel zu vertraut ist, um letztlich auch beachtet, geschweige denn poetisiert zu werden. Doch die Autorinnen dieser Anthologie gehen auf unverstellte Weise mit dem Sujet um. Was aus der Dunkelheit der Fächer dieser uns in Text und Bild vorliegenden Tasche ans Licht kommt, ist das literarisch spannende Ergebnis ebenso präziser wie spielerischer Auseinandersetzung mit dem Thema.

Das Buch beginnt mit einem Text über „Brausepulver mit Zitronengeschmack“ und endet mit einem „Schwangerschaftstest“

Dazwischen finden sich unter (und neben!) vielen anderen Dingen eine "Stoppuhr", "Blockmalzzuckerln", "Ohropax", eine "Vogelfeder", ein "Schlüsselbund", eine "Haarbürste" oder "Gitanes".

Petra Ganglbauer

Leseprobe Irene Wondratsch

"Manschettenknöpfe"

Aus den Trümmern des abgestürzten Flugzeuges bargen sie die schwarzen Fräcke der Philharmoniker. Sie bestatteten die Leichen, ergriffen ihre Instrumente, soweit sie noch heil waren. In der Antarktis spielten 147 Pinguine für 147 tote Musiker den Trauermarsch von Chopin. Sie sahen traurig aus in ihren viel zu großen Fräcken. Beim Leichenschmaus wurden Feuerlandwasser, Eismeerspritzer und andere Drinks herumgereicht. Die Pinguine ratschten und kicherten. Die einen stolperten über ihre Frackschöße, die anderen streckte der Rausch aufs Eis. In der Morgendämmerung waren sie alle eingeschlafen.